Wer macht sowas?
Diese Frage stellen sich nicht nur Mitglieder des Heimatvereins. Unbekannte Schmierfinken haben den Bären in der Hohen Ward mit Farbe verunstaltet.
Zuerst die gute Nachricht: Bär „Bäänd“ konnte dank eines beherzten und zeitnahen Arbeitseinsatzes einiger Heimatvereinsmitglieder optisch wieder in seinen Urzustand versetzt werden. In der Nacht auf Donnerstag hatten Unbekannte die Statur mit Farbe beschmiert. „Wer macht so einen Mist?“, steht als Frage im Raum, die es nun zu klären gilt. „Idioten“, haben Passanten eine Antwort, mit der man mehrheitlich wohl einig gehen dürfte.
Am frühen Morgen ruft Maria Roer an: „Bäänd wurde mit Farbe beschmiert.“ Das Mitglied vom Heimatvereinsvorstand ist fassungslos. Ein Nachbar habe sie informiert. Und tatsächlich bietet der Bär am Potsdamer Platz am Donnerstagmorgen ein jämmerliches Bild. Blaue, gelbe und rote Farbe wurde auf die Statur gestrichen und gespritzt. „Sachbeschädigung“, nennt es Polizeihauptkommissar Ludger Austermann. „Sauerei“, fällt Willi Haubrock dazu ein.
Nachdem der „Tatort“ besichtigt und der Strafantrag aufgenommen sind, überlegen Martin Pälmke, Willi Haubrock und Paul Breul, wie – wenn überhaupt möglich – die Farbe wieder abgewaschen werden kann. „Ich hab bei Sigrid Budt angerufen“, erzählt Paul Breul, dass er einen Tipp von der Sendenhorsterin mit Geschäft für Malerbedarf bekommen habe. „Wir sollen uns beeilen, bevor die Farbe getrocknet ist.“ Also wird ein Trecker nebst großem Wassertank von Klaus Wickensack geholt. Willi Haubrock hat einen Hochdruckreiniger organisiert. Der sorgt dafür, dass das Holz nicht nur oberflächlich, sondern porentief von der Farbe befreit werden kann.
Noch mal gutgegangen“, sind die Reinigungskräfte am Rand der Hohen Ward erleichter. Das nasskalte Wetter hatte die Farbe nicht durchtrocknen lassen. „Wer immer das gemacht hat, wird es wohl eilig gehabt haben“, kommentieren sie die rumliegenden Farbflaschen und zurückgelassenen Pinsel. „Keine Kunst – das konnte weg“, können die Männer nach getaner Arbeit schon wieder scherzen.
Bäänd sieht wieder so aus, wie Ben Uhlenbrock sich das bei dessen Herstellung vorgestellt hat. Der Bildhauer hatte den Bären aus einem massiven Eichenstamm gesägt – „und mit Öl behandelt“, erzählt er von Arbeitsschritten. „Da dringt die Farbe nicht ein“, weiß der Künstler. Außerdem habe Bäänd das Wetter gerettet.
Gewundert habe er sich schon sehr darüber, dass der Bär beschmiert worden sei. „Das ist das erste Mal, dass mir das passiert ist“, meint er den Vandalismus an einem seiner Kunstwerke, die sich oft im öffentlichen Raum präsentieren. „Schon ziemlich doof“, findet Ben Uhlenbrock es bedauerlich, „dass es Leute gib, die keinen Sinn fürs Schöne haben – die haben einen wichtigen Moment in ihrem Leben verpasst“, meint er. Bäänd sieht nach einer Hochdruckdusche wieder aus wie früher. „Nochmal gut gegangen“, freut sich Martin Pälmke über das Ergebnis und die Hilfsbereitschaft derer, die dem Bären das Fell gerettet haben.
Text WN 16.12.2023