Will man den Worten des Kabarettisten Thomas Philipzen glauben, bestätigte die Kirche erst Anfang der 90-er Jahre, dass die Welt keine Scheibe ist. Gut, dass der Heimatverein und die KFD sich erst kürzlich dazu entschlossen hatten, den großartigen Kleinkünstler Philipzen nach Albersloh zu holen – sonst hätten sich am Donnerstagabend wohl nicht so viele Menschen von außerhalb über den Rand ins Dorf getraut. (Von Christiane Husmann – WN)
„Wenn ich mir das hier so angucke, ist keiner mehr im Dorf“, bemerkte der gut gelaunte Philipzen gleich. Von dem Plan, alle erst einmal persönlich zu begrüßen, nahm der Kabarettist daher doch noch Abstand. Nur einige pickte er sich heraus. Da half es auch nicht, sich in den hinteren Reihen zu verstecken.
Stellvertretend für den Albersloher Heimatverein und die KFD hatten zuvor Edith Pufahl und Martin Pälmke das Publikum im vollen Zirkuszelt begrüßt. „Wow, danke, dass Ihr und Sie alle da seid“, musste der Heimatvereinsvorsitzende loswerden, bevor er sich an die vielen Helfer wandte: „Danke an alle, die uns so toll unterstützt haben.“ Ein besonderes „Dankeschön“ ging dabei an die Leiterin der Ludgerus-Schule: „Annette Stüer hat uns erst auf die Idee gebracht, das Zelt mitzunutzen.“ Wohl keine schlechte Idee, wie sich im Laufe des Abends herausstellen sollte.
„Ich persönlich komme aus dem ostwestfälischen Paderborn – da müssen wir unser Essen noch selber schießen“, baute der quirlige Kabarettist eine Brücke zum Publikum. Dass er selbst grünsozialisiert und von langhaarigen Bombenlegern erzogen worden sei, hielt ihn nicht davon ab, über „Impfgegner, die mit ihrem SUV zum Biomarkt fahren“ zu lästern. „Ich kenne die Pappenheimer – das sind Menschen wie ich.“
Parteiübergreifend verteilte Philipzen verbale Ohrfeigen, die nicht nur, aber besonders die AfD treffen sollten, die behauptet habe: „Der Streichelzoo in Gera ist von Flüchtlingen aufgefressen worden“ und forderte, alle Alkoholiker gehörten hinter Schloss und Riegel. „Soll das Albersloher Schützenfest wirklich hinter Gittern stattfinden?“, gab Philipzen zu bedenken. Außerdem habe Frau von Storch gefordert, dass in der deutschen Nationalmannschaft nur Deutsche ohne Migrationshintergrund spielen sollten. Ein Plan, dem Kabarettist Thomas Philipzen eine klare Abfuhr erteilte: „Ist die bekloppt? Dann haben wir ja kein Mittelfeld mehr.“
Ziemlich jeder bekam sein Fett weg. Auch Gemeinsamkeiten zwischen Donald Trump und pubertierenden Teenagern wurden aufgestellt: „Meinungsstark und ahnungslos.“
Dass der Kabarettist auch ein hervorragender Mime ist, bewies er nicht nur in der Rolle des schönen Jogi Löw oder einer gut aufgestellten chinesischen Gewichtheberin. Mit viel Gestik und Körpereinsatz brachte er das bestens aufgelegte Publikum zum Lachen. Hier und da flossen Tränen – nicht aus Trauer.
Nach über zwei Stunden kurzweiliger Unterhaltung, hieß es zum Bedauern aller doch noch Abschied nehmen. „Das Geklatsche macht die Situation auch nicht einfacher“, befand der sympathische Thomas Philipzen, der sein Publikum mit vielen Fragen zurücklassen sollte: „Worin verpackt man Styroporkugeln, wenn man sie verschicken will? Welche Farbe bekommt ein Schlumpf, wenn man ihn erwürgt? Warum laufen Nasen, während Füße riechen? Und warum werden Särge zugenagelt?“ Fragen über Fragen, mit denen sich die gut gelaunten Zuschauer auf dem Weg nach Hause noch beschäftigen konnten.