„Laiw nao Stunnenplan“
Erstmalig ging es bereits am letzten Oktoberwochenende und am darauffolgenden hoch her im Theatersaal der fast ausgebuchten Turnhalle „Hohe Ward“.
Erstmalig ging es bereits am letzten Oktoberwochenende und am darauffolgenden hoch her im Theatersaal der fast ausgebuchten Turnhalle „Hohe Ward“.
Klaus Schmidt ist ein Mann, der seinen Alltag mit zwei Ehefrauen teilt. Dass das „Leben nach Stundenplan“ auf Dauer nicht gutgehen kann, das wird im neuen Stück der Plattdeutschen Theatergruppe deutlich. Die Gäste der ersten beiden Aufführungen hatten ihre helle Freude an den Verwicklungen.
Respekt! Die meisten Männer dürften wohl schon damit an ihre Grenzen stoßen, nur eine Frau glücklich machen zu wollen. Ganz anders Klaus Schmidt, ein Charakter im Theaterstück „Laiw nao Stunnenplan“, der seinen Alltag gleich mit zwei Ehefrauen teilt. Ein Lebensentwurf, der ein straffes Zeitmanagement nach Stundenplan erforderlich macht. Und wehe, es kommt mal was dazwischen.
Erwartungsvoll hatten es sich die Zuschauer mit Kaltgetränk in der zum Theater umfunktionierten Halle „Zur-Hohen-Ward“ gemütlich gemacht. Begrüßt wurden sie von Anne Vorderderfler, die im Vorfeld viel organisiert, recherchiert und telefoniert hatte, um das plattdeutsche Theater möglich zu machen. Und das in Zeiten, in denen einem schon mal das Lachen im Halse stecken bleiben kann. „Over nich van Aobend! Wi küet nu Platt un Klaus Schmidt in usse Stücksken sall ju wull ant Lachen brängen“, versprach die Regisseurin.
Doch zuvor sollten sich die „Kinner ut Abschlau“ launig zu Worte melden. Karla Bartmann, Johanna Beisemann, Leander Bellendorf, Laurenz Große Perdekamp, Tim Vosseberg und Finn Tschirner zeigten sich nicht nur der plattdeutschen Sprache mächtig, sondern in Rollen, die sie gut ausfüllten und mit witzigen Pointen für laute Lacher sorgten.
Dass das so reibungslos und unterhaltsam funktionierte, ist wohl nicht nur deren Talent, sondern auch Anni Hennenberg zu verdanken, die die jungen Schauspieler unter ihre Fittiche genommen hatte. „Dütt Jaor giff’t auk no wat Besünners“, ließ Anne Vorderderfler wissen und attestierte Anni Hennenberg 50 Jahre Bühnenerfahrung. „Du häs aals all up de Bühne bracht – ne junge Frau, ne olle Frau, ik häw di äs Blaag sain un du bis 100 maol de Kiäl von Irmgard Möllenkamp wäst.“ Ein herzliches Dankeschön schickte sie auch an Maria Naber: „Auk du häs 50 Theaterjaohr ächter di – wat bis du nich aals all wäst up de Bühne“, wusste die Regisseurin, ließ Blumen sprechen und kündigte „dat graute Theaterstück“ an.
Eigentlich hat sich Taxifahrer Klaus Schmidt (Andreas Möllenkamp) sein Leben ganz „komot“ eingerichtet. Zwei Frauen – eine in Abschlau, eine in Stewwert – mit denen er dank Schichtarbeit eine Doppelbeziehung führen kann. Es hätte alles so schön weiterlaufen können, doch Klaus wird zum Helden wider Willen. Dabei handelt er sich nicht nur einen „Bumms up’n Dääz“, sondern auch den Besuch zweier Polizisten (Jens Bruland und Sebastian Sievers) ein.
Die Ehegattinnen machen sich Sorgen um ihren Mann. Während Martina Schmidt (Elke Große Perdekamp) ihren „Döskopp“ mit Tabletten versorgt, möchte Ulla Schmidt (Almut Rauße) ihren „Sexgorilla“ ganz anders aufpäppeln. Als sich auch noch die Presse einschaltet, wird Klaus die Sache zu heiß. Er vertraut sich Kumpel Ralf (Manni Röckmann) an und erklärt seinen ausgeklügelten und mit geheimen Abkürzungen gespickten Stundenplan: „S.M.M. – Samstag mit Martina, H.D.U. – Halwen Dag mit Ulla, L.N.U.F.M.M. – Laate Nacht met Ulla, fröher Muon mit Martina, K.A.T.Z.E. – Katze to’n Tierarzt.“
Beeindruckt von der „herutrogenden Potenz“ seines Freundes, zieht Ralf den Rettungsschirm und schlüpft in Rollen, die Raum für verschiedene sexuelle Vorlieben bieten. Ob es Klaus gelingt, sein inzwischen doch sehr turbulentes Liebesleben wieder in geordnete Bahnen zu bringen? Das darf an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Nur so viel: Es lohnt sich anzuschauen, was die Schauspieler mit Talent und Temperament auf die Bühne bringen.
Text: Westfälische Nachrichten; Bilder Anne Vorderderfler